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FARBENZAUBER

Paul Signac
Capo di Noli
, 1898

Noli liegt an der italienischen Riviera bei Genua. Dorthin unternahm der Maler von Saint-Tropez aus im Sommer 1896 eine Wanderung. In seiner Ansicht des Kaps, zwei Jahre später entstanden, präsentiert er uns den Blick auf den farbenprächtigen mediterranen Hafen. Dass er „jeden Winkel der Leinwand farblich bis zum äußersten Extrem führen“ wolle, äußerte er selbst über seine Arbeit an diesem Bild.

Angeregt durch physikalische Forschungen hatten Signac und vor allem sein Künstlerkollege Georges Seurat (1859 – 1891) die impressionistische Maltechnik zu einer die Farben streng systematisch zerlegenden Punktstruktur der Komplementärfarben weiterentwickelt. Seurat gab dieser Maltechnik den Namen „Divisionismus“ (franz.: "diviser" = teilen, zerlegen), allgemein wurde der Begriff „Pointillismus“ (franz.: "point" = Punkt) üblich.

Signac hat mit "Capo di Noli" eine ausgewogene Komposition von Linien und Farben geschaffen. Die Wirkung seiner Darstellung hatte er im Atelier zunächst sorgfältig erarbeitet und genau kalkuliert, ehe er seine Vorstellungen auf der Leinwand umsetzte. Die gegenständliche Motivwelt war nur noch Vorwand zur Selbstdarstellung der Farbe, so auch bei diesem Blick auf die felsige Landschaft der Mittelmeerküste: Die farbige Materialität ist hier bestimmend, nicht mehr – wie im Impressionismus – der Eindruck eines Natur-Bildes. Gerade diese naturferne Anwendung der reinen Farbe beeinflusste nachhaltig die Maler zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die französischen Fauvisten wie auch die Expressionisten in Deutschland.

Paul Signac (Paris 1863 – 1935 Paris): Capo di Noli, 1898. Öl auf Leinwand, 93,5 x 75 cm. Fondation Corboud, WRM Dep. FC 682. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln

Paul Signac
Paris 1863 – 1935 Paris

Capo di Noli
1898, Öl auf Leinwand, 93,5 x 75 cm
Dauerleihgabe der Fondation Corboud
Inv. Nr. WRM Dep. FC 682
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln