PIRANESIS ANTIKE – BEFUND UND POLEMIK

„Rom oder Athen?“ – Diese simple und doch so komplexe Frage stand im 18. Jahrhundert im Zentrum eines hitzig geführten Streits um die Vorbildfunktion der Antike für die damalige Kunst. Ein wichtiger Befürworter Roms war der Ausnahmekünstler Giovanni Battista Piranesi (1720 – 1778). In rund 30 Jahren schuf er mehr als 130 großformatige Radierungen mit Ansichten des antiken und modernen Roms sowie von Bauten aus der näheren Umgebung. Diese Radierungen wurden zu einer eigenen Serie, der Vedute di Roma, zusammengefasst. Piranesi nutzt theatralisch dramatisierende Perspektiven, starke Hell-Dunkel-Kontraste und gigantische Vergrößerungen antiker Bauteile, um seine Zeitgenossen von der Bedeutung des alten Roms zu überzeugen. Knapp 20 dieser faszinierenden Arbeiten sind nun unter dem Titel „Piranesis Antike – Befund und Polemik“ im Graphischen Kabinett zu sehen.  

Als einer der vielseitigsten italienischen Künstler des 18. Jahrhunderts fasziniert Piranesi noch heute mit seinem umfassenden Werk. Im Laufe seines Lebens schuf er mehr als 1000 Radierungen und hinterließ damit eindrucksvolle Zeugnisse seiner Epoche. Neben seinem graphischen Werk verfasste Piranesi zudem zahlreiche theoretische Schriften, mit denen er die römische Kultur gegenüber der griechischen Antike verteidigte. Die Ausstellung zeigt, wie sich in den großformatigen Rom-Veduten vielfältige und widersprüchliche Formen der Antikenaneignung des 18. Jahrhunderts überlagern. Akribische archäologische Untersuchungen stehen neben einer marktorientierten Graphikproduktion und einer polemisch geführten Debatte über das wahre Erbe der Antike (Rom versus Athen). Durch den Verkauf seiner Veduten an ausländische Romreisende wurde Piranesi wohlhabend und in Europa bekannt. 

Eine Ausstellung aus dem Schatz des Kölner Universitätsarchivs

Anlass der Ausstellung ist das 625. Gründungsjubiläum der Universität zu Köln. Gemeinsam mit Lehrenden und Studierenden der Kunstgeschichte und klassischen Archäologie wurden die Arbeiten aus dem Besitze des Kölner Universitätsarchivs ausgewählt und erforscht.
Das Archiv besitzt mit 46 Rom-Veduten Piranesis einen besonderen, für ein Hochschularchiv ungewöhnlichen Schatz, der durch eine Schenkung des ersten Kölner Lehrstuhlinhabers für Griechische Philologie, Prof. Dr. Joseph Kroll, ans Haus kam.


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