Qual und Erlösung


Stefan Lochners Weltgericht (Saal 6) zeigt, dass das Versprechen von Auferstehung und ewigem Leben durchaus zwei Seiten hatte: Komme ich in die Hölle oder in den Himmel? Ein ähnlicher Zwiespalt prägte schon das Leben im Diesseits. Politik und Sozialsysteme, vor allem auch die Medizin waren um 1500 nicht so weit entwickelt wie heute. So war das Leben in Europa im allgemeinen deutlich kürzer und gefährlicher als jetzt. Wie man Schicksalsschläge erduldet, ohne vom Glauben abzufallen, erzählt die biblische Geschichte von Hiob, die in Saal 7 Gegenstand eines Triptychons ist. Auch das hier gezeigte Gemälde von Dürer bezieht sich auf diesen Bibeltext.

Die meisten Gemälde dieses Raumes spiegeln auf die eine oder andere Weise Qual und Erlösung als Pole des körperlichen und, mehr noch, geistigen Lebens: Durch die Geburt Christi als Sohn Gottes kommt das Licht in die Welt, denn er bringt erst die Verheißung des ewigen Lebens. Sein Leidensweg, beginnend mit der Festnahme, wird als Opfer für die Menschheit aufgefaßt. Heilige Märtyrer wie Odilia, Apollonia oder Sebastian sind dem Leiden Christi nachgefolgt und haben auf diese Weise qualvoll Zeugnis von ihrem Glauben gegeben. Dafür werden sie im Jenseits mit dem Paradies belohnt. Ihre Folterer und andere Sünder hingegen werden beim Jüngsten Gericht verdammt und müssen im Fegefeuer schmoren.

Eine ganz andere Art von Qual durchleidet der heilige Antonius, der sich als Eremit in die Wüste zurückzieht, um sich auf Gott zu konzentrieren. Hier überkommen ihn nun Versuchungen (wie Überheblichkeit und Wollust), die der Maler als Monster darstellt. Sie lassen den Heiligen im wahrsten Wortsinn die Bodenhaftung verlieren.

  • Meister der Karlsruher Passion (Hans Hirtz?) (tätig in Straßburg um 1433 – 1466): Gefangennahme Christi, um 1440 – 1455. Nussholz, 66,5 x 46 cm. Erworben 1859 als Vermächtnis des Herrn Heinrich Schlaeger, Köln. WRM 0585. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Karlsruher Passion (Hans Hirtz?) (tätig in Straßburg um 1433 – 1466): Gefangennahme Christi, um 1440 – 1455. Nussholz, 66,5 x 46 cm. Erworben 1859 als Vermächtnis des Herrn Heinrich Schlaeger, Köln. WRM 0585. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Oberbayern: Pfeilmartyrium des heiligen Sebastian, um 1475. Nadelholz, 64 x 32 cm. Erworben 1999 mit den Mitteln des Vermächtnisses von Frau Martha Oelsner, Köln. WRM 3633. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Oberbayern: Pfeilmartyrium des heiligen Sebastian, um 1475. Nadelholz, 64 x 32 cm. Erworben 1999 mit den Mitteln des Vermächtnisses von Frau Martha Oelsner, Köln. WRM 3633. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Fränkisch (Meister mit der Nelke?): Die Heilige Apollonia von Alexandrien, 1480 – 1490. Tannenholz, 104,5 x 57 cm. Leihgabe der Rudolf Siedersleben'schen Otto Wolff-Stiftung. WRM Dep. 0620. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Fränkisch (Meister mit der Nelke?): Die Heilige Apollonia von Alexandrien, 1480 – 1490. Tannenholz, 104,5 x 57 cm. Leihgabe der Rudolf Siedersleben'schen Otto Wolff-Stiftung. WRM Dep. 0620. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Fränkisch (Meister mit der Nelke?): Die Heilige Odilia von Hohenburg, 1480 – 1490. Tannenholz, 104 x 57 cm.  Leihgabe der Rudolf Siedersleben'schen Otto Wolff-Stiftung. WRM Dep. 0621. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Fränkisch (Meister mit der Nelke?): Die Heilige Odilia von Hohenburg, 1480 – 1490. Tannenholz, 104 x 57 cm. Leihgabe der Rudolf Siedersleben'schen Otto Wolff-Stiftung. WRM Dep. 0621. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Colijn de Coter (Brüssel um 1450 – um 1539/1540): Die Verdammten (Fragment eines „Weltgerichts“), um 1500 – 1510. Eichenholz, 106 x 56,5 cm. Erworben 1927. WRM 0524. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Colijn de Coter (Brüssel um 1450 – um 1539/1540): Die Verdammten (Fragment eines „Weltgerichts“), um 1500 – 1510. Eichenholz, 106 x 56,5 cm. Erworben 1927. WRM 0524. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Albrecht Dürer (Nürnberg  1471 – 1528  Nürnberg): Pfeifer und Trommler, um 1503 – 1504. Lindenholz, 94 x 51 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0369. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Albrecht Dürer (Nürnberg 1471 – 1528 Nürnberg): Pfeifer und Trommler, um 1503 – 1504. Lindenholz, 94 x 51 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0369. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Jan de Beer (Antwerpen(?) um 1475 – um 1528 Antwerpen): Triptychon mit Anbetung der Hirten, um 1515. Eichenholz, Mitteltafel 73 x 56,5 cm. Erworben 1980. WRM 0480. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Jan de Beer (Antwerpen(?) um 1475 – um 1528 Antwerpen): Triptychon mit Anbetung der Hirten, um 1515. Eichenholz, Mitteltafel 73 x 56,5 cm. Erworben 1980. WRM 0480. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Oberrhein: Heiliger Antonius, von Dämonen gepeinigt, um 1520. Tannen- und Eichenholz, 89 x 78 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0367. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Oberrhein: Heiliger Antonius, von Dämonen gepeinigt, um 1520. Tannen- und Eichenholz, 89 x 78 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0367. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Lucas Cranach d. Ä. (Kronach 1472 – 1553 Weimar): Heilige Maria Magdalena, 1525. Buchenholz, 48 x 30 cm. Erworben 1867 als Geschenk der Frau Therese Schaaffhausen, Köln. WRM 0390. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Lucas Cranach d. Ä. (Kronach 1472 – 1553 Weimar): Heilige Maria Magdalena, 1525. Buchenholz, 48 x 30 cm. Erworben 1867 als Geschenk der Frau Therese Schaaffhausen, Köln. WRM 0390. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln