GEMALTE VERFÜHRUNG


Liebe, Lust und Leidenschaft  – ein unerschöpfliches Thema. Die Versuchung und Verführung von Figuren aus Bibel, Mythologie oder Literatur ist in der Barockmalerei allgegenwärtig. Im Laufe des 17. Jahrhunderts werden auch die Vergnügungen der damaligen High Society zum beliebten Bildsujet. Die Prunkstillleben und fröhlichen Gesellschaften junger Damen und Kavaliere erzählen von Genuss und sinnlichen Verlockungen.
Orte des Geschehens sind Paläste, Gärten, Tempel, noble Empfangsräume und Schlafzimmer mit kostbaren Steinböden und Draperien. Elegante Kostüme oder exotische Prunkgefäße spiegeln Wohlstand, Welthandel und Wirtschaftsboom. Die Maler entwickeln für diese Luxusmotive eine ebenso vornehme künstlerische Sprache. Sie wählen kostbare, leuchtende Farben und eine zeitaufwendige Malerei mit feinstem Pinsel.
Geschickt nutzen sie den prickelnden Reiz einer entblößten Venus, badenden Bathseba oder jungen Schönheit bei der abendlichen Toilette. Der samtige Pinselstrich und eine sanfte Beleuchtung verströmen betörende Sinnlichkeit. Prächtige Kulissen mit perspektivischen Fluchten, Vorhänge, Spiegel, Türen öffnen sich vor unseren Augen und ziehen uns ins Bild hinein. Wir werden zu Voyeuren intimer Momente. Stolz demonstrieren die Maler hierdurch die Verführungskraft ihrer Kunst.
Zugleich warnen sie vor dem doppelbödigen schönen Schein. Die Versuchung des Antonius, der missbrauchten Tamar oder der betrogenen Bathseba erzählen von sittlichen Abgründen. Auch die galanten Gesellschaften bei Wein und Musik oder Stillleben mit luststeigernden Delikatessen wecken Gedanken an unzüchtiges Benehmen. Geistreich verschmelzen die Künstler die Augenfreude mit moralischer Reflexion, die Aufforderung zur Lebenslust mit der Mahnung zur Selbstbeherrschung.

  • Paris Bordone (Treviso 1500 – 1571 Venedig), Bathseba im Bade, um 1547/48, Leinwand, Erworben 1870 mit Mitteln aus dem Richartz-Fond, Wallraf-Richartz-Museum
    Paris Bordone (Treviso 1500 – 1571 Venedig), Bathseba im Bade, um 1547/48, Leinwand, Erworben 1870 mit Mitteln aus dem Richartz-Fond, Wallraf-Richartz-Museum
  • Dirck van Delen (Heusden 1604/05 – 1671 Arnemuiden), Palast mit dem Gleichnis des verlorenen Sohnes, 1649, Öl auf Eichenholz, Stiftung Frau Peter Fuchs, Köln, 1898/99, Wallraf-Richartz-Museum
    Dirck van Delen (Heusden 1604/05 – 1671 Arnemuiden), Palast mit dem Gleichnis des verlorenen Sohnes, 1649, Öl auf Eichenholz, Stiftung Frau Peter Fuchs, Köln, 1898/99, Wallraf-Richartz-Museum
  • Jan Steen (Leiden 1626 – 1679 Leiden), Amnon und Tamar, 1668/70, Öl auf Eichenholz, Erworben 1936 mit der Sammlung Carstanjen, Wallraf-Richartz-Museum
    Jan Steen (Leiden 1626 – 1679 Leiden), Amnon und Tamar, 1668/70, Öl auf Eichenholz, Erworben 1936 mit der Sammlung Carstanjen, Wallraf-Richartz-Museum
  • Pieter de Hooch (Rotterdam 1629 – 1684 Amsterdam), Junges Paar mit einem Papagei, 1675/78, Leinwand, Erworben 1968, Wallraf-Richartz-Museum
    Pieter de Hooch (Rotterdam 1629 – 1684 Amsterdam), Junges Paar mit einem Papagei, 1675/78, Leinwand, Erworben 1968, Wallraf-Richartz-Museum