Kleine Formate  – große Kunst


Die Barockzeit schätzte nicht nur das monumentale Gemälde. Mit großer Begeisterung sammelten die Kunstliebhaber auch kleine Kabinettbilder. Sie zierten meist kleine Privatgemächer wie z.B. Studiolos und ermöglichten einen sehr intimen, exklusiven Kunstgenuss. Man betrachtete sie aus nächster Nähe und bewunderte dabei, mit welch‘ delikater Maltechnik und Detailgenauigkeit die große Welt im Kleinen eingefangen wurde.
Manche Künstler spezialisierten sich auf den kleinen Maßstab, wie z.B. die Leidener Feinmaler. Die zeitaufwendige Malweise mit feinsten Pinseln auf glatten Kupfer- oder Holztafeln erzielte bei Kennern höchste Preise. Andere Maler wählten ihre Formate je nach Auftrag oder Anlass. Die zeitgenössische Kunsttheorie lobte die Beherrschung vielfältiger Darstellungsgrößen ausdrücklich.


Der Themenvielfalt und Erzählfreude setzte das kleine Format keine Grenzen. Miniaturlandschaften gleichen bunten Wimmelbildern. Ehrwürdige biblische Themen stehen neben der liebevollen Schilderung des Alltags in heimeligen Stuben. Der unverstellte Blick auf das stille Treiben weckt eine besondere Anteilnahme. Subtil gemalte mythologische Aktdarstellungen gewähren eine Prise Voyeurismus.


Klein(st)formatige Porträts waren ebenfalls gefragt. Gesichter, Kostüme und Accessoires sind darauf ebenso präzise gemalt wie auf lebensgroßen Bildnissen.


Dem Stillleben bot das kleine Format die Möglichkeit, die Objekte in realer Größe widerzugeben. Dies steigert die augentäuschende Illusion, sie wären zum Greifen nah.
Eine Besonderheit sind Ölskizzen und -studien auf kleinen Tafeln. Mit raschen Pinselstrichen entwarfen die Künstler darauf ihre Kompositionen, als Experiment oder Entwurf. Sie geben unmittelbar Einblick in den kreativen Schaffensprozess und waren äußerst gefragte Sammlerstücke.

  • Gerrit Dou (Leiden 1613 – 1675 Leiden): Alte Frau mit Kerze, 1661. Öl auf Eichenholz, 31 x 23 cm. Erworben 1936 mit der Sammlung Carstanjen. WRM 2569. Foto: Rheinisches Bildarchiv
    Gerrit Dou (Leiden 1613 – 1675 Leiden): Alte Frau mit Kerze, 1661. Öl auf Eichenholz, 31 x 23 cm. Erworben 1936 mit der Sammlung Carstanjen. WRM 2569. Foto: Rheinisches Bildarchiv
  • Nicolaes Pietersz. Berchem (Haarlem vor 1620 – 1683 Amsterdam): Italienische Landschaft mit Hirten und Herde, um 1670. Öl auf Holz, 93,5 x 113 cm. Erworben 1974. WRM 324. Foto: Rheinisches Bildarchiv
    Nicolaes Pietersz. Berchem (Haarlem vor 1620 – 1683 Amsterdam): Italienische Landschaft mit Hirten und Herde, um 1670. Öl auf Holz, 93,5 x 113 cm. Erworben 1974. WRM 324. Foto: Rheinisches Bildarchiv
  • Gerard de Lairesse (Lüttich 1640 – 1711 Amsterdam): Die Vertreibung Heliodors aus dem Tempel, 1674. Öl auf Leinwand, 89 x 77 cm. Erworben 2007. WRM 3646. Foto: Rheinisches Bildarchiv
    Gerard de Lairesse (Lüttich 1640 – 1711 Amsterdam): Die Vertreibung Heliodors aus dem Tempel, 1674. Öl auf Leinwand, 89 x 77 cm. Erworben 2007. WRM 3646. Foto: Rheinisches Bildarchiv
  • Jan van Neck (Naarden 1634/35 – 1714 Amsterdam): Die Apotheose des Aeneas, 1683. Öl auf Holz, 50 x 73 cm. Leihgabe aus Privatbesitz. WRM Dep. 579. Foto: Rheinisches Bildarchiv
    Jan van Neck (Naarden 1634/35 – 1714 Amsterdam): Die Apotheose des Aeneas, 1683. Öl auf Holz, 50 x 73 cm. Leihgabe aus Privatbesitz. WRM Dep. 579. Foto: Rheinisches Bildarchiv
  • Pieter van der Werff (Kralinger-Ambacht 1665 – 1722 Rotterdam): Granida und Daifilo, 1711, Öl auf Holz. 37 x 29 cm. Leihgabe des Vereins der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e.V. WRM Dep. 478. Foto: Rheinisches Bildarchiv
    Pieter van der Werff (Kralinger-Ambacht 1665 – 1722 Rotterdam): Granida und Daifilo, 1711, Öl auf Holz. 37 x 29 cm. Leihgabe des Vereins der Freunde des Wallraf-Richartz-Museums und des Museums Ludwig e.V. WRM Dep. 478. Foto: Rheinisches Bildarchiv