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DAS ALTARBILD ALS AUGENTÄUSCHUNG

Meister des Bartholomäus-Altars
Kreuz-Altar
, um 1490 – 1495

Die Mitteltafel dieses dreiteiligen Altarbildes (Triptychon) vermittelt die Illusion geschnitzter und bemalter Skulpturen. Überdies scheinen die weinenden und wehklagenden Figuren der Heiligen auch noch zum Leben erwacht! Die Auferstehung Christi wird durch dieses raffinierte Spiel mit den Medien gleichsam vorweggenommen.

Die tiefsinnigen, teils auch humorvollen Trompe-l’Œil-Effekte (Augentäuschungen) lassen auf einen optisch hoch gebildeten und anspruchsvollen Auftraggeber schließen: Der Kreuz-Altar entstand im Auftrag des Juristen Dr. Peter Rinck, der dieses Triptychon später einem Kölner Kloster des Kartäuserordens vermachte. Von vornherein mag er an diesen Bestimmungsort gedacht haben, denn die rechte Flügelinnenseite zeigt ein solches Kartäuserkloster. Im Hintergrund der linken Flügelinnenseite ist dagegen eine Flusslandschaft zu sehen, die das Jordantal und damit das Wirkungsfeld Johannes des Täufers (links vorne) meint.

Typisch für die außerordentliche Präzision des Malers ist die Wiedergabe der dreisprachigen (hebräisch-griechisch-lateinischen) Kreuzesinschrift, die man gerade erst (1492) in Rom wiedergefunden zu haben glaubte. Die Textstellen, an denen diese Reliquie durch Substanzverlust gestört war, sind im Bild durch die gemalten Schnitzereien unauffällig verdeckt. Einen nachweislich falschen Buchstaben der vermeintlichen Originalinschrift hat der Maler korrigiert. Da die Kreuzesinschrift letztlich ein juristisches Dokument darstellte, war sie Peter Rinck wohl besonders wichtig.

Meister des Bartholomäus-Altares (tätig in den Niederlanden um 1475 – 1510): Kreuz-Altar, um 1490 – 1495, Eichenholz, Eichenholz, Mitteltafel 107 x 80 cm, Flügel je 107 x 34 cm, erworben 1862. Inv. Nr. WRM 0180. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln

Meister des Bartholomäus-Altares
tätig in den Niederlanden um 1475 1510

Kreuz-Altar, um 1490 – 1495
Eichenholz, Mitteltafel 107 x 80 cm, Flügel je 107 x 34 cm
Erworben 1862
Inv. Nr. WRM 0180
Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln