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STEFAN LOCHNER

Stefan Lochner, der berühmteste Repräsentant mittelalterlicher Malkunst in Köln, wurde wohl um 1400 als Spross einer Schmiedefamilie in Hagnau am Bodensee geboren. Stärker als die seeschwäbische Malerei prägte ihn jedoch die Kunst der Niederländer, vor allem das Werk von Robert Campin und den Gebrüdern van Eyck, deren Genter Altar er vermutlich bald nach der Vollendung 1432 besichtigte.

Die ausgeklügelte Bildgeometrie, die täuschend echte Wiedergabe von unterschiedlichsten Materialien, die Gestaltung von architektonischen Kulissen und die naturalistische Darstellung menschlicher Anatomie, die Lochner in Flandern studieren konnte, verband er auf geniale Weise mit dem Liebreiz und der mystischen Beseeltheit der Kölner Malerei, etwa des Meisters der heiligen Veronika oder des älteren Sippenmeisters.

Meistermaler und Ratsmitglied

In der spätmittelalterlichen Metropole Köln ist Stefan Lochner erstmals 1442 nachweisbar, als er Dekorationsarbeiten im Zusammenhang mit dem Besuch König Friedrichs III. ausführte. Zwei Jahre später erwarb er unter erheblicher finanzieller Anstrengung das repräsentative Doppelhaus „Zum alten Grin“ / „Zum (kleinen) Karfunkel“. Das Anwesen lag an der Ecke Quatermarkt / In der Höhle, somit zwar noch in einer Achse mit den Malerhäusern der Schildergasse, zugleich jedoch dicht am Machtzentrum Kölns, dem Rathaus. 1447 erwarb Stefan Lochner das Kölner Bürgerrecht, denn er hatte Aussicht darauf, zu Weihnachten jenes Jahres als Vertreter der Maler-Gaffel in den Rat gewählt zu werden. Bei den Sitzungen des Rates, die montags, mittwochs und freitagvormittags im Senatssaal im ersten Obergeschoss des noch jungen Kölner Rathausturmes stattfanden, blickte Lochner vielleicht auf eines seiner eigenen Werke, denn das um 1435 entstandene Jüngste Gericht (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud) war vermutlich zwischen den Fenstern der Nordwand, über den Sitzen der beiden Bürgermeister angebracht. Als Stefan Lochner nach den zwei üblichen Karenzjahren 1450 wiederum Ratsherr wurde, schien sich neben der künstlerischen auch eine politische Karriere abzuzeichnen, doch fand der glanzvolle Werdegang des Künstlers schon wenige Monate später ein jähes Ende: 1451 erlag er der Pest, die in Köln über 20.000 Todesopfer forderte.

Vom Namen zum Werk

Keines der Werke Lochners, auch nicht die berühmte Muttergottes in der Rosenlaube, ist signiert. Vermutlich wäre der Name Lochner in völlige Vergessenheit geraten, wenn sich nicht sein Kollege Albrecht Dürer auf der Durchreise in Köln 1520 gegen Trinkgeld eine Tafel von „Meister Stefan“ hätte aufsperren lassen. Seit 1823 wurde diese Notiz Dürers auf das sogenannte „Dombild“ bezogen, also jenen Altar der Stadtpatrone, der sich ursprünglich in der Kölner Ratskapelle befand. Man identifizierte den von Dürer notierten „Meister Stefan“ mit dem in Kölner Dokumenten nachweisbaren Maler Stefan Lochner und versammelte durch stilkritischen Vergleich um das Dombild ein Œuvre. 1986 erinnerte der aus New York stammende Kunsthistoriker Michael Wolfson nachdrücklich an den hypothetischen Charakter dieser Rekonstruktion, doch bleibt der Name Stefan Lochner weltweit ein Synonym für die Qualität und Ausstrahlung der mittelalterlichen Kölner Malerei.