Hanns Zischler ist Schauspieler, Schriftsteller, Fotograf, Dramaturg, Essayist und nun auch Kurator, denn aufgrund seiner großen Liebe zur bildenden Kunst hat das Wallraf-Richartz-Museum ihn eingeladen, eine eigene Ausstellung zu machen. Zischler nahm die Einladung gerne an und sagt selbst über sein Projekt: „Der Zauber und die Macht, ja Gewalt, die in der künstlerischen Darstellung vom Lesen und Schreiben anschaulich werden, bilden ein sehr spezielles Genre. Beim Gang durch die gewaltige Graphische Sammlung im Wallraf habe ich mich auf die Suche nach sprechenden Beispielen für die vielfältigen – intimen, privaten, religiösen und politischen – Motive gemacht.“


Hanns Zischlers Auswahl von mehr als vierzig Graphiken aus der Kölner Sammlung vereint Beispiele für den subjektiven Prozess des Lesens und  Schreibens in vorelektronischen Zeiten – auf Papier gebannt von Künstler*innen wie Max Beckman, Mabel Dearmer, Honoré Daumier, Adolph Menzel, Rembrandt und Henri de Toulouse-Lautrec. Brief, Buch und Zeitung waren damals die allgegenwärtigen Medien, mit deren Hilfe man sich abwesende Personen oder Ereignisse vergegenwärtigte. Laut Zischler (*18. Juni 1947) pochte der Brief sogar auf die „Fernanwesenheit“ des Adressaten.


Beim Betrachten der ausgestellten Graphiken stellt sich die Frage, was von dem durch Lesen und Schreiben freigesetzten Bewusstseinsstrom über den mechanischen Akt hinaus überhaupt darstellbar ist? In welcher Weise sind „Bann“ und „Befreiung“ unauflöslich miteinander verschränkt? Die Darstellungen von Lektüre und Niederschrift, Zeitung und Buch treten uns auch heute noch mit einer verblüffenden Intensität entgegen. Oder, um es mit Hanns Zischler zu sagen, „wir sind eingeladen, auf eine Epoche zu blicken, in der die Post noch als das Prinzip Hoffnung galt“.


Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 80 Seiten und 83 Abbildungen, der für 15,- Euro im Cedon Museumsshop erhältlich ist.