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DIE KREUZIGUNG IN VIER ZUSTÄNDEN

Rembrandt Harmensz. van Rijn
Die drei Kreuze
, 1653 oder um 1661

Wie kaum ein anderer Künstler pflegte Rembrandt seine bereits fertig ausgeführten Druckplatten stets erneut zu überarbeiten. Das wohl aufsehenerregendste Beispiel einer Plattenüberarbeitung in seinem graphischen Werk ist die großformatige Radierung Die drei Kreuze, von der vier Zustände bekannt sind. Das Kölner Blatt zeigt den 4. (und letzten) Zustand. Die Arbeit ist fast völlig mit der Kaltnadel gestaltet, einer Technik, bei der der Künstler mit einem spitzen Metallstab direkt in die Metallplatte (gewöhnlich aus Kupfer) ritzt. Bei diesem geradezu zeichnerischen Vorgang bleibt ein seitlicher Grat neben der eingeritzten Linie stehen, der sich allerdings durch das wiederholte Einschwärzen der Platte und das Abziehen der Blätter mittels der Druckerpresse schnell abnutzt. Nachdem Rembrandt bereits den dritten Zustand der Platte signiert, mit dem Jahresdatum 1653 versehen und damit für den Handel bestimmt hatte, überarbeitete er um 1661 die Platte ein weiteres Mal. Sie wurde teilweise wieder glatt geschliffen, um mit der Kaltnadel und dem Grabstichel weitere Veränderungen in der Komposition vornehmen zu können.

Dargestellt ist der Augenblick des Todes Christi am Kreuz (nach Lukas 23, 33-49). Finsternis kommt über das Land und der Gekreuzigte ruft: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Rembrandt hat das Geschehen als ein Panorama der Erschütterung und des Schreckens angelegt, in dessen Mitte einzig der leidende Christus in majestätischer Ruhe erscheint. Ringsum sind weitere Menschengruppen auf engstem Raum zu sehen, darunter die ohnmächtig niedersinkende Maria, Johannes und Maria Magdalena. Viele der Gestalten sind nur skizzenhaft angelegt, hingegen arbeitete er die Lichtsituation mit großer Intensität heraus: Dunkelheit wird durch vertikale, über das ganze Bild geführte Schraffuren verbildlicht.

Rembrandt Harmensz. van Rijn (Leiden 1606 – 1669 Amsterdam): Die drei Kreuze, 1. Hälfte 17. Jh., Kaltnadelredierung und Grabstichel auf Vergé, 38,5 x 45 cm. Erworben 1938, WRM 1938-64

Rembrandt Harmensz. van Rijn
Leiden 1606 1669 Amsterdam

Die drei Kreuze
4. Zustand, 1653 oder um 1661, Kaltnadelradierung und Grabstichel auf Vergé, 38,5 x 45 cm
Erworben 1938
Inv. Nr. WRM 1938/64