Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
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DER MEISTER DES BARTHOLOMÄUS-ALTARS

Anders als viele niederländische, deutsche und italienische Zeitgenossen wie Hugo van der Goes, Hieronymus Bosch, Michael Wolgemut, Michael Pacher, Carlo Crivelli oder Cosmè Tura kennen wir den Meister des Bartholomäus-Altars nicht namentlich. So teilt dieser bedeutende Maler das Schicksal eines Meisters der Virgo inter Virgines oder eines Meisters der Heiligen Sippe: Obschon „einer der großen europäischen Künstler des späten 15. Jahrhunderts“ (Neil MacGregor), steht er im Schatten seiner eigenen Anonymität.

Der unbekannte Meister nahm Anregungen aus verschiedenen Kunstlandschaften und aus diversen Kunstgattungen auf. Bei aller Zeitgebundenheit kennzeichnet ihn eine ausgeprägte Originalität, verbunden mit Erfindungsreichtum und Experimentierfreude. Der manchmal fast übermütig scheinende Hang zum virtuosen künstlerischen Spiel paart sich beim Bartholomäus-Meister mit einem ausgeprägten (oft schwarzen) Humor, der ihn von den zeitgenössischen Kölner Malern sehr deutlich unterscheidet.

Der Meister des Bartholomäus-Altars unterhielt eine gut organisierte Werkstatt, in der geschickt mit druckgraphischen Vorlagen, Musterbüchern und -blättern jongliert, Andachtsbilder, Porträts und Altäre gemalt, Kopien, Repliken und Varianten teils vielleicht gar auf Vorrat hergestellt sowie Stickereien entworfen wurden. Vieles deutet darauf hin, dass diese Werkstatt in den nördlichen oder nordöstlichen Niederlanden angesiedelt war und nicht etwa, wie man lange glaubte, in Köln.