IM BANN DER NIEDERLANDE


In der Zeit nach Stefan Lochners Tod 1451 dominieren zunächst drei Künstler die Kölner Malerei: Der Meister der Georgslegende (benannt nach dem Triptychon in Saal 2), der Meister der Lyversberg-Passion (benannt nach zwei großen Tafeln in diesem Raum) und der Meister des Marienlebens (benannt nach einer Folge von Bildern in den Museen von München und London). Ihre künstlerische Handschrift ähnelt sich teilweise so stark, dass es schwer fällt, ihre Arbeiten auseinander zu halten. Man vermutete sogar schon, dass die drei Maler eine Werkstatt-Kooperative betrieben. Ihr wichtigster gemeinsamer Nenner ist zweifellos der starke Einfluss niederländischer Kollegen, der sich in ihren Bildern bemerkbar macht.

Was erschien den Kölnern an der niederländischen Malerei so nachahmenswert? Das in Brüssel gemalte Triptychon, das hier aufgestellt ist, verdeutlicht eine Stärke der dortigen Künstler: die Landschaftsmalerei. Im Hintergrund von Szenen aus Bibel und Heiligenlegenden gewinnt sie eine immer größere Wichtigkeit. Bei den hier ausgestellten Kölner Tafeln kann man die Entwicklung im Zeitraffer ablesen: Zunächst beherrscht noch – über tief angelegtem Horizont – der großflächige Goldgrund den Eindruck. Dann schiebt sich die Horizontlinie nach oben, so dass die Landschaft mehr Raum gewinnt. Schließlich wird der letzte Rest von Vergoldung durch blauen Wölkchenhimmel ersetzt. Im Ergebnis entsteht ein einheitlicher Bildraum, der die Illusion eines Ausblicks in die Welt erweckt.

Dazu passt der Illusionismus in den Details, wie in der Lyversberg-Passion deutlich sichtbar: Die Unterschiede in der fühlbaren Oberflächenbeschaffenheit von Haut und Haar, Brokat und Pelz, Stein und Holz, werden virtuos wiedergegeben – auch dies ein Können, das man den Niederländern abgeschaut hatte.

  • Meister der Lyversberg-Passion (tätig in Köln um 1460 – 1490): Zwei Flügel eines Triptychons, um 1464 – 1466. Eichenholz, jede Szene 92 x 97 cm. Erworben 1864 mit Mitteln des Richartz-Fonds. WRM 0143 – 0150. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Lyversberg-Passion (tätig in Köln um 1460 – 1490): Zwei Flügel eines Triptychons, um 1464 – 1466. Eichenholz, jede Szene 92 x 97 cm. Erworben 1864 mit Mitteln des Richartz-Fonds. WRM 0143 – 0150. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Meister der Lyversberg-Passion oder Meister des Marienlebens (beide tätig in Köln um 1460 – 1490): Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und Maria Magdalena, um 1465 – 1470. Eichenholz, 85 x 72 cm. Erworben 1846 mit Mitteln des Richartz-Fonds. WRM 0125. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Lyversberg-Passion oder Meister des Marienlebens (beide tätig in Köln um 1460 – 1490): Christus am Kreuz mit Maria, Johannes und Maria Magdalena, um 1465 – 1470. Eichenholz, 85 x 72 cm. Erworben 1846 mit Mitteln des Richartz-Fonds. WRM 0125. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Meister der Katharinenlegende und Meister der Barbara-Legende (beide tätig in Brüssel, letztes Drittel 15. Jahrhundert): Triptychon mit Szenen aus dem Leben Hiobs, um 1466 – 1500. Eichenholz. Erworben 1889. WRM 0409 – 0412. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Katharinenlegende und Meister der Barbara-Legende (beide tätig in Brüssel, letztes Drittel 15. Jahrhundert): Triptychon mit Szenen aus dem Leben Hiobs, um 1466 – 1500. Eichenholz. Erworben 1889. WRM 0409 – 0412. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Meister der Georgslegende (tätig in Köln um 1460 – 1490): Tafeln eines Polyptychons, um 1485. Eichenholz, jede Tafel ca. 172 x 39 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0129 – 0135. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Georgslegende (tätig in Köln um 1460 – 1490): Tafeln eines Polyptychons, um 1485. Eichenholz, jede Tafel ca. 172 x 39 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0129 – 0135. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
  • Meister der Georgslegende (tätig in Köln um 1460 – 1490): Christus am Kreuz zwischen Heiligen, um 1490. Leinwand, 157 x 159 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0142.Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln
    Meister der Georgslegende (tätig in Köln um 1460 – 1490): Christus am Kreuz zwischen Heiligen, um 1490. Leinwand, 157 x 159 cm. Sammlung Ferdinand Franz Wallraf. WRM 0142.Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln