Innenwelten
Die Vorliebe für Darstellungen von Familienidyllen, Freundschaftsporträts und kleinteilig geschilderten Wohnräumen ist typisch für die Zeit zwischen 1815 und 1848, die wir gerne mit dem Begriff „Biedermeier“ bezeichnen. Der Rückzug ins Private war in Wirklichkeit eine Folge harter politischer Realitäten. Die napoleonischen Kriege hatten fast ganz Europa ausgeblutet. Hungersnöte, Massenarmut und eine schlechte wirtschaftliche Situation bestimmten die Lage in Europa. Selbst in Adelskreisen wandte man sich von monumentalem Prunk und aufwändigem Lebensstil ab. Schlichtheit und Bescheidenheit wurden als bürgerliche Tugenden klassenübergreifend zum Programm erhoben. Das hatte auch mit einer Abkehr von Frankreich zu tun, dessen Kultur bis dahin den Geschmack beherrscht hatte.
Politische Unterdrückung durch Zensur und Versammlungsverbote bewirkten zudem eine Verlagerung der gesellschaftlichen Aktivitäten ins private Umfeld. Kultur und Geselligkeit fanden nun hinter verschlossenen Türen im eigenen Heim statt. Als Gegenbild zur rauhen Lebenswirklichkeit draußen wurde die Familie als sicherer Hort kultiviert. Mit feinmalerischer Präzision schilderten die Künstler Kleidung und Innenausstattung, Stofflichkeit und Mode in allen Einzelheiten. In der Welt der kleinen Dinge regierte das Detail.