Die reine Lehre
und der Bildermarkt
Die Institutionalisierung der künstlerischen Ausbildung führte im 19. Jahrhundert in eine Sackgasse. In den zahlreich gegründeten Kunstakademien erfolgte der Unterricht nach einem starren Schema. Das Zeichnen nach Gipsabgüssen antiker Skulpturen, das Erlernen von festgelegten Posen und Motive aus der Mythologie gehörten zum festen Programm.
Das zentralistische Paris hatte Rom als Hauptstadt der Kunst längst abgelöst. Dort entstand eine besonders enge Verbindung zwischen Ausbildung, Kunstmarkt und politischer Propaganda. Mitglieder der Pariser Kunstakademie saßen in der Jury, die über die Zulassung von Künstlern zu der alljährlich im Großen Salon des Louvre organisierten Verkaufsausstellung entschied. Es setzte sich ein offizieller „Salonstil“ durch, der auch an den deutschen Akademien in Düsseldorf oder München verbindlich wurde. In immer größeren Formaten entstanden unzählige Darstellungen historischer Ereignisse, auf denen die Akteure zunehmend wie kostümierte Laienschauspieler wirkten. Die geringe Überzeugungskraft dieser Werke lag an einer ausschließlich an Vorbildern und Stilen der Vergangenheit orientierten Malerei, die keinerlei Bezug mehr zu den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen im beginnenden Industriezeitalter hatte.
Abseits der akademischen Malerei hatte sich ein reger Kunstmarkt etabliert, der nach marktwirtschaftlichen Gesetzen funktionierte. Dabei orientierten sich die Künstler in Stil und Themenwahl durchaus an der Nachfrage des Publikums. An der Meinungsbildung hatten die zahlreichen Kunstzeitschriften als neues Medium einen bedeutenden Anteil. In manchen Orten wuchs die Popularität und der wirtschaftliche Erfolg eines Künstlers so schnell, dass er wie Franz von Lenbach in München das Leben eines „Malerfürsten“ führen konnte.