Zwischen Sein und Schein
Warum eigentlich kamen Künstler erst so spät auf die Idee, im Freien zu malen? Schon lange hatten Künstler in der Natur Skizzen angefertigt. Die Ausführung eines Landschaftsbildes erfolgte jedoch im Atelier. Als künstlerische Leistung galt das Durchkomponieren und Idealisieren der einzelnen Landschaftselemente, nicht jedoch der unmittelbare Natureindruck. Kunst sollte stets besser sein als die sichtbare Wirklichkeit. Das änderte sich erst, als die akademischen Regeln der Malerei zunehmend als Einschränkung empfunden wurden. Symbolisch befrachtete Landschaftsbilder passten zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr zur Lebenswirklichkeit im beginnenden Industriezeitalter. Stattdessen erfuhr der Blick auf eine vom Menschen unberührte Natur Wertschätzung. Realismus, auch in der Naturschilderung, war gefragt.
Künstlerische Anregungen suchte man nun nicht mehr in Italien, sondern in Frankreich. Schon seit 1830 hatte eine Gruppe von Künstlern die reizvolle Umgebung im Wald von Fontainebleau südlich von Paris für sich entdeckt. Dort entstanden Gemälde in der freien Natur, welche in zufälligen Bildausschnitten, natürlichen Lichtverhältnissen und frischen Farben die Landschaft in ihren unterschiedlichen Facetten schilderten. In der Nähe des Dorfes Barbizon entstand eine Künstlerkolonie, die auch Deutsche anzog und von den Möglichkeiten der Freilichtmalerei überzeugte. Auch in Deutschland kam Bewegung in die Landschaftsmalerei. In Düsseldorf wurde an der Kunstakademie eine Landschafterklasse eingerichtet, in der vermehrt Studien unter freiem Himmel entstanden. Die Entwicklung der Freilichtmalerei in Frankreich und Deutschland war die Grundlage für die Entstehung des Impressionismus.