Nur der Eindruck zählt
„Impression du soleil levant“ („Eindruck eines Sonnenaufgangs“) war der Titel eines Bildes von Claude Monet, der einer neuen Stilrichtung den Namen geben sollte. Er hatte es zusammen mit Werken von 30 anderen Künstlern 1874 in den ehemaligen Atelierräumen des Photographen Nadar in Paris ausgestellt, weil sie vom offiziellen Salon abgewiesen worden waren. In der Presse beschimpfte man sie daraufhin als „Impressionisten“.
Landschaftsbilder gehörten zur bevorzugten Gattung der impressionistischen Malerei. Dabei trat das Bedürfnis nach realistischer Naturschilderung zunehmend in den Hintergrund. Das neue Ziel war die malerische Erforschung atmosphärischer Eindrücke. Nicht dem permanenten Zustand einer Landschaft sondern dem flüchtigen Augenblick einer zufälligen Atmosphäre in Abhängigkeit von Jahreszeit und Witterung galt das künstlerische Interesse. So malte Monet mehrmals denselben Heuhaufen, nur um mit differenzierten Farbbeobachtungen alle Nuancen der tageszeitlichen Veränderung zu erfassen.
Die lebendige Wirkung impressionistischer Bilder ist auch das Resultat einer neuen Maltechnik. Sie beruhte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Funktionsweise des menschlichen Auges. In kurzen Pinselhieben wurden verschiedene Farben nebeneinander gesetzt, die sich erst im Auge mischen. Dadurch konnte die Wechselwirkung von Farben genutzt und ihre Leuchtkraft durch den Einsatz von Komplementärfarben gesteigert werden. Durch die Verwendung warmer (gelb, orange) oder kalter (blau, grün) Farben beeinflusste man die atmosphärische Wirkung eines Bildes.