Von den Welten hinter
der Welt
Welche Gestalt hat das Böse im Zeitalter der Wissenschaften? Im 19. Jahrhundert verdrängte die Erforschung der sichtbaren Welt christliche Wertvorstellungen von Himmel und Hölle. Der Mensch wurde in Abhängigkeit von seinen sozialen und biologischen Lebensbedingungen betrachtet. Gegen die Verwissenschaftlichung der Welt wandte sich jedoch eine Opposition in Literatur und Kunst, die zum Ende des Jahrhunderts die Beschäftigung mit der dunklen Seite der Seele in den Vordergrund stellte. Einige betrachteten die Zivilisation als Wechsel von Hochkulturen und Phasen der Dekadenz. Um die Jahrhundertwende verbreitete sich eine pessimistische Endzeitstimmung. Charakteristisch dafür ist das negative Frauenbild der männermordenden „femme fatale“.
An der Schwelle zur Moderne entstand daraus parallel zum Impressionismus die Kunstrichtung des Symbolismus. Sie beschäftigte sich mit dem Unerklärlichen und Geheimnisvollen, mit mystischen und religiösen Fragen. Nicht der äußere Schein, sondern das innere Wesen der Dinge sollte zum Ausdruck kommen. Der Verzicht auf eindeutige Inhalte äußerte sich in einer ornamentalen, dekorativen Struktur der Werke. Sowohl auf der Ebene der Farben und Formen als auch in der Wahl der Themen und Inhalte ging es um Irritation und Verunsicherung des Betrachters als Spiegel des Selbstverständnisses menschlicher Existenz. Das Spektrum der Werke reichte dabei von der stark abstrahierenden Malweise der Künstler um Paul Gauguin bis zu den bedeutungsschwangeren "Mythologien" von Odilon Redon oder James Ensor. Sowohl Expressionismus als auch Surrealismus haben ihre Wurzel in der symbolistischen Kunst.