IM BANN DER NIEDERLANDE
In der Zeit nach Stefan Lochners Tod 1451 dominieren zunächst drei Künstler die Kölner Malerei: Der Meister der Georgslegende (benannt nach dem Triptychon in Saal 2), der Meister der Lyversberg-Passion (benannt nach zwei großen Tafeln in diesem Raum) und der Meister des Marienlebens (benannt nach einer Folge von Bildern in den Museen von München und London). Ihre künstlerische Handschrift ähnelt sich teilweise so stark, dass es schwer fällt, ihre Arbeiten auseinander zu halten. Man vermutete sogar schon, dass die drei Maler eine Werkstatt-Kooperative betrieben. Ihr wichtigster gemeinsamer Nenner ist zweifellos der starke Einfluss niederländischer Kollegen, der sich in ihren Bildern bemerkbar macht.
Was erschien den Kölnern an der niederländischen Malerei so nachahmenswert? Das in Brüssel gemalte Triptychon, das hier aufgestellt ist, verdeutlicht eine Stärke der dortigen Künstler: die Landschaftsmalerei. Im Hintergrund von Szenen aus Bibel und Heiligenlegenden gewinnt sie eine immer größere Wichtigkeit. Bei den hier ausgestellten Kölner Tafeln kann man die Entwicklung im Zeitraffer ablesen: Zunächst beherrscht noch – über tief angelegtem Horizont – der großflächige Goldgrund den Eindruck. Dann schiebt sich die Horizontlinie nach oben, so dass die Landschaft mehr Raum gewinnt. Schließlich wird der letzte Rest von Vergoldung durch blauen Wölkchenhimmel ersetzt. Im Ergebnis entsteht ein einheitlicher Bildraum, der die Illusion eines Ausblicks in die Welt erweckt.
Dazu passt der Illusionismus in den Details, wie in der Lyversberg-Passion deutlich sichtbar: Die Unterschiede in der fühlbaren Oberflächenbeschaffenheit von Haut und Haar, Brokat und Pelz, Stein und Holz, werden virtuos wiedergegeben – auch dies ein Können, das man den Niederländern abgeschaut hatte.