Die „Anbetung der Hirten“ von Gerrit van Honthorst ist einer der absoluten Publikumslieblinge im Wallraf-Richartz-Museum – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Der intime Blick des holländischen Meisters auf die Krippenszene ist einzigartig und macht das Bild zu einer der faszinierendsten Anbetungsszenen der Kunstgeschichte. Mehr als ein Jahr war das Gemälde nicht mehr im Wallraf zu sehen, da es umfänglich restauriert und erforscht wurde. Nun erstrahlt das fast 400 Jahre alte Bild in neuem Glanz: heller, farbiger und sogar noch größer. Wie es dazu kam und welche erstaunlichen Geheimnisse das Forschungsteam lüften konnte, präsentiert das Kölner Museum vom 17. November 2017 bis zum 4. Februar 2018 in einer eigenen Sonderschau mit dem klingenden Titel „Wundervoll – Honthorsts Anbetung der Hirten“.


Während der einjährigen Restaurierung und Forschung förderte das Team von Kuratoren und Restauratoren mit modernen Methoden (Röntgen, Mikroskopie und Infrarot) erstaunliche Resultate zutage. So fanden sie heraus, dass Gerrit van Honthorst nach Fertigstellung das Bild vergrößerte und dabei einen der Hirten durch geschickte Übermalungen verwandelte. Die obere Leinwand war um etliche Zentimeter umgeschlagen worden. Wie sich nach intensiver Recherche herausstellte, wurde die Verkleinerung im Jahre 1940 vom damaligen Kurator Helmut May veranlasst. Er begründete sein ungewöhnliches Vorgehen damals mit einer „Verbesserung der Kompositionswirkung“. Es könnten aber auch rein pragmatische Gründe, wie die dadurch mögliche Nutzung eines kleineren Rahmens, eine Rolle gespielt haben. Ferner konnten die Wissenschaftler alte Feuchtigkeitsschäden des Gemäldes auf die kriegsbedingte Einlagerung in einem Stollen zurückführen. Mit viel Geduld und Können gelang es dem Restauratorenteam, die Leinwand zu glätten und den umgeschlagenen mit dem alten Teil wieder zu einem Bild zu vereinen. Zudem befreiten sie das großformatige Werk von vergilbtem Firnis und ließen nach historischem Vorbild einen neuen, passenden Rahmen anfertigen. Dank des vom Land NRW unterstützten Restaurierungsprojektes erstrahlt die Anbetung der Hirten nun wieder in neuem Glanz.


Die Ausstellung zeigt aber nicht nur die erstaunlichen Forschungsergebnisse, sondern gibt auch einen tiefen Einblick in die umfangreiche Kunstgeschichte des Meisterwerkes, das Gerrit van Honthorst auf dem Höhepunkt seines Schaffens im Jahre 1622 malte. Gemeinsam mit anderen museumseigenen Anbetungsszenen, entfalten sich in der Kabinettschau die von Honthorst zitierten Motive auf anschauliche Weise. Eindrucksvoll bringt der „Meister der Nacht“ das Wunder der Weihnacht auf die Leinwand. So macht er das strahlende Christuskind zur einzigen Lichtquelle, im materiellen wie spirituellen Sinn, in der sich die glücklichen Eltern Maria und Joseph sowie die staunenden Hirten spiegeln. Dank dieses unverstellten und intimen Blickes auf die Krippe zieht Honthorst die Betrachter unmittelbar ins Geschehen – und zwar zu jeder Jahreszeit.